Dienstag, 14. Juli 2009

Homophob? Ich doch nicht!

Über die Homophobie deutscher Jugendlicher



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Das bin ich der verfasser dieses Beitrages:
Ich bin 15 Jahre alt, komme aus Hamburg und gehe nach den Sommerferien
in die 10. Klasse eines Gymnasiums. Meine Klassenkameraden sind
teilweise wirklich beispielhaft für den typischen Deutschen:
Rechtskonservativ, manipulierbar und mediengesteuert; somit also auch
homophob. Nicht, dass diese Beschreibung auf den Großteil von ihnen
zutrifft, aber mindestens fünf solcher Charaktere haben wir schon.



Was mich betrifft: Ich bin links, antikapitalistisch und

antifaschistisch.



Mein Blog:Zementblog Blick auf die Gesellschaft!


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Michael „Bully“ Herbig hat es vorgemacht: Mit gutem Humor hat er Parodien zu bekannten Filmklassikern („Star Trek“, „Winnetou“) gedreht, stets mit seiner ganz eigenen Note, dem extremisierten Klischeebild des Schwulen. Leider hat die Jugend diese Anspielung falsch verstanden, nämlich so, dass „Bully“ sich über Schwule lustig macht. Dass die doch nicht ernstzunehmen sind, weil sie sich lächerlich benehmen.



Aufgrund dieses Missverständnisses – welches wirklich zu bedauern ist – macht man sich unter Jugendlichen immer selbstverständlicher über Homosexuelle lustig; vornehmlich Schwule. Wird Homosexualität zum Gesprächsthema, kommen sofort blöde Sprüche und Veralberungen getreu den Gesten, wie man sie aus den Herbig-Filmen und -Sketchen kennt. Und das mit einer Selbstverständlichkeit, die allen als ganz natürlich vorkommt. Keiner merkt, dass diese Art völlig intolerant und asozial ist.



Spricht man Jugendliche darauf an, heißt es wie aus der Pistole geschossen ganz moralisch „Homophob? Ich doch nicht!“. Weil man ja brav erzogen ist. Nein, man dürfe doch wohl noch Witze machen und albern sein, Michael Herbig dürfe das ja auch. Also muss es erlaubt sein, über Schwule (nein, man sagt „Schwuchteln“) herzuziehen.



Langsam, aber sicher schleicht sich die Homophobie wieder (oder besser: verstärkt) in unsere Gesellschaft ein – und zwar ohne, dass wir es merken. Auch die privaten Medien spielen mit ganzer Kraft mit. Schwule werden als schwache, minderwertige Menschen präsentiert. Ein gutes Beispiel ist eine Verkupplungsshow von RTL, in der es um die Verkupplung von zwei Männern ging, die sich vorher nie gesehen hatten. Dabei ging der Privatsender film- und erzähltechnisch so vor, dass die ganze Angelegenheit als witzig und trottelhaft erschien. Jedermann, der sich das ansieht – und das sind in diesem Fall überwiegend Jugendliche –, ist nun davon überzeugt, dass das politisch korrekt und sozial ist („Schließlich sagen die das sogar im Fernsehen!“).



Der Heterosexuelle ist die Norm, wenn man der Überzeugung vieler Jugendlicher in unserer Gesellschaft nachgeht. Viele lassen sich einfach zu leicht manipulieren von Ideologien einflussreicher Menschen und Medien. Auch die Bild-Zeitung spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle, die ja schließlich den Stereotypen des Deutschen zeichnet.



Wenn all diese jungen Leute einmal erwachsen sind und möglicherweise in die Politik gehen, werden sie auf dieselbe Weise Toleranz heucheln, wie es die Politiker dieser Tage tun. Das Bild des klassischen, rechten Deutschen prägt noch immer die Erziehung und Beeinflussung der deutschen Jugend von heute.



Ich will gar nicht behaupten, dass jeder Jugendliche in Deutschland so tickt. Es sind besonders die Kinder der Oberschicht – aber eben die sind es auch, die später einmal Karriere machen werden und eventuell die Macht haben werden, etwas an den Dingen zu drehen, um die es für uns alle geht.



Jan aus Hamburg





PS: Diesen Beitrag habe ich als Blogbetreiber initiert und es ist ein gastbeitrag der mir zuging, er soll die situation an der quelle aufzeigen und tranportieren. Herzlichen Dank Jan für deinen stimmungsbericht.



Andy der Betreiber von Honigbaerli.eu




1 Kommentar:

Jan hat gesagt…

Danke für die Veröffentlichung! Unter http://www.zementblog.de/2009/07/14/homophob-ich-doch-nicht/ findest du den Artikel in meinem Blog.