Montag, 15. Oktober 2007

Krieg in Bern- oder was passiert wenn man unbewilligte Demos zulässt!


Hier im Nachgang zur Demo(respektive deren 2 am 6.10.2007) Die eine von der SVP, die bewilligt war...und die zweite die der Linksautonomen (Grüne und SP)die nicht bewilligt war..aber bis jetzt auch nichts passiert ist heisst soviel wenn man die richtige gesinnung hat und diese auch komunizieren kann man alles auch ohne bewilligung machen...und wird nicht zur rechenschaft gezogen...das heisst, das ist die direkte schweizerische demokratie! folgender Text soll euch etwas denkanstösse geben:


Die linksgrüne Kundgebung wurde offiziell zwar nicht bewilligt, aber von der linksgrünen Stadtregierung mehr als gebilligt. Die Organisatoren haben – unter ausdrücklicher Duldung der Behörden – für die illegale Veranstaltung bereits an den Vortagen mit der Errichtung einer grossen Bühne samt professioneller Lautsprecheranlage für die angesagten Bands begonnen und auch einen Verpflegungsstand aufgestellt.


Das Einheitsmenü ist Bier, ein guter Entscheid der Alternativen: Das Getränk wird so eifrig nachgefragt wie beim Münchner Oktoberfest. Die geübten Manifs sind mit eigenen Bierkisten angerückt. Einige torkeln. Es ist schön und herbstlich warm in Bern. Alkoholpegel und Fieber steigen auf dem kleinen Platz in der Altstadt. Die Aktion «Das schwarze Schaf» will den Umzug der Schweizerischen Volkspartei (SVP) auf den Bundesplatz verhindern: «Ihre Schweiz, unser GRAUS!» Die Gruppe «Antirep» verteilt auf Deutsch und Französisch ihren roten «Antirepressions-Ratgeber» mit vielen nützlichen Tipps für gewalttätige Demonstranten bei Polizeikontakten: «Verweigere immer deine Aussage» – «Unterschreibe nichts» – «Wehre dich gegen alle erkennungsdienstlichen Massnahmen» oder «Melde dich sofort bei 077 445 23 29». Über diese Nummer und am Infostand auf dem Platz werden «behördliche Übergriffe» gesammelt und angeprangert.


Polizei ist nicht präsent. Wohlwollend bis zunickend verfolgen viele Passanten aus den Lauben die Zerstörung des Mobiliars. Ein braungebrannter Bonvivant, um die fünfzig und aus der Westschweiz, strahlt, applaudiert und meint, im Kampf gegen den Faschismus sei eben jedes Mittel recht, nur die starke Linke garantiere eine freie Schweiz. Der überzeugte SP-Wähler zitiert wörtlich FDP-Bundesrat Pascal Couchepin: «Blocher ist ein Duce, der neue Hitler. Blocher muss weg, weg weg!» Abattre Blocher!


Auf dem Bundesplatz haben 100 bis 150 schwarze Schafe damit begonnen, alle Einrichtungen, Stände, Stühle, Lautsprecheranlagen kurz und klein zu schlagen. Kein einziger Polizist ist vor Ort. SVP-Nationalrat Hermann Weyeneth wird mit einer Sitzbank traktiert. Die international renommierte «Brass Band Berner Oberland» mit einem schottischen Dirigenten muss innert Sekunden von der Bühne flüchten, ohne Instrumente, sonst könnten sie ihre Haut nicht retten. Es werden Dutzende von 220 Gramm schweren und 22 Zentimeter langen Heringsschrauben geschleudert, eigentliche Mordwaffen. Abschrankungen und Steine fliegen aufs Podium. Trommeln und Kesselpauken gehen in Brüche, viele Instrumente sind beschädigt.In einer zweiten Welle greifen die Linken mit Metallrohren an, die sie aus den demolierten Zelten gebrochen haben. Sie treffen und verletzen Menschen. Einige, die bluten, werden unter Triumphgeheul und Klatschen der Linksgrünen zu einem Samariterwagen geführt. Die Polizei lässt sich noch immer nicht blicken.


Säuselnder Sozialarbeiter

Um 19 Uhr nehmen in der Polizeikaserne der Berner Polizeidirektor Stephan Hügli (FDP) und der Polizeikommandant Jörg Gabi Stellung. Sie geben nach dem Desaster nicht ihren Rücktritt bekannt, sondern klopfen sich auf die Schultern. Der überforderte Hügli zeigt sich erleichtert, «dass beide Veranstaltungen einigermassen geordnet über die Bühne gegangen» seien; das Dispositiv der Polizei sei richtig gewesen. Polizeikommandant Gabi spricht so sanft und so verständnisvoll, dass mir die Wölfli-Leiterinnen aus den späten fünfziger Jahren im Nachhinein wie Drachen vorkommen. Wie ein säuselnder Sozialarbeiter, der von seinen Klienten getäuscht wurde, ihnen aber nicht böse sein kann, bekennt er, dass die Polizei die Gegen-Demo auf dem Münsterplatz bewusst habe «laufen lassen», auch als die massiveren Teile der Einrichtung angeschleppt wurden: «Wir wollten eine sehr grosse Geste machen. Wir sind positiv denkende Menschen.» Im politischen Klartext heisst dies, dass die überwiegende Mehrheit der linksgrünen Stadtbehörde die Anti-SVP-Veranstaltung, von der alle Gewalt ausging, nicht nur nolens volens geduldet, sondern aktiv unterstützt hat. Abattre Blocher!



Die Berner Reitschule ist der Ort, wo die Achtziger-Jugendbewegung überlebt hat. Eine Zeitinsel, auf der man immer noch den Traum vom Staat als Gurkensalat träumt.


Es sind junge Idealisten, darunter viele Studenten, die vom Kino über die Frauengruppe bis zum Restaurant «Sous le Pont» die Berner Reitschule beleben; sie tun es, ehrenamtlich oder zu einem Hungerlohn, für ihre Vision einer besseren Welt. Allerdings haben Idealisten stets ein Problem: Die Realität weicht erheblich von ihren Träumen ab.


Die Reitschule-Wirklichkeit der letzten zwei, drei Jahre sieht, wenn wir Pressemeldungen zu Rate ziehen, so aus: Auf der Schützenmatte – jenen Platz vor der Reitschule überquert man bei der Einfahrt mit dem Zug von Zürich her – will sich eine offene Drogenszene bilden; Dealer liefern sich Revierkämpfe; Leute, die vorbeiziehen, werden auch einmal ausgeraubt.Fast tun sie einem leid, die Idealisten von der Ikur, wie die Interessengemeinschaft der Reitschule heisst, die mit der Stadt seit wenigen Jahren eine Leistungsvereinbarung unterhält. Sie wollen doch nur in aller Ruhe Antifaschismus und alternative Lebensart betreiben und ein wenig dem Che-Guevara-Revolutionskitsch frönen.


Das ist die Ikur-Tragik: Man möchte oft gern die Polizei rufen, kann aber nicht, weil man die Polizei gemäss der eigenen Ideologie ablehnen muss.


DAS IST BERN LIVE

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